„Die Krise trifft uns alle!“- Ein Satz, den wir im vergangenem Jahr oft gehört haben. Ein Satz, mit dem sich die Krisenprofiteure in den Chefetagen als Betroffene stilisieren. Ein Satz, der Solidarität vorgibt, unsolidarischer aber wohl nicht sein kann. Und ein Satz, der für alle 450€-Jobber:innen wie ein Schlag ins Gesicht ist.
Die meisten, die mit Minijob in der Gastronomie arbeiten, verdienen seit November kein Geld mehr. Keinen Cent für die Menschen, die seit Jahren durch einen lachhaft tiefen Mindestlohn ausgebeutet werden. Keine Hilfen für Menschen, die keine Chance haben, Geld anzulegen. Keinen Euro für Menschen die vom Trinkgeld leben, da die 450 Euro oft nicht mal für die Miete reichen. Viel zu wenig Geld für die Besitzer:innen der Kneipen, Cafés und Restaurants, die wegen der Pandemie schließen mussten.
Die Gastronomie leidet unter der Krise extrem. Während Großraumbüros die Hygienemaßnahmen weitgehend ignorieren können und die Produktion in den Fabriken weiter geht, werden Gastronomien mit ausgefeiltem Hygienekonzept geschlossen. Und das, obwohl im Gegensatz zur kleinen Kneipe von nebenan die großen Unternehmen durch die Ausbeutung d
er vielen letzten Jahre problemlos und ohne Entlassungen durch die Krise kommen könnten, selbst wenn der Betrieb schließen würde.
Schon länger ist klar: Die meisten Menschen infizieren sich an ihrem Arbeitsplatz und an den Schulen. Unsere Freizeit, unsere sozialen Kontakte, kulturelle Angebote und unsere Möglichkeiten gegen die aktuelle Politik zu protestieren werden eingeschränkt bis hin zur Ausgangssperre. Sobald es aber darum geht, dass wir arbeiten sollen ist das alles nicht mehr so wichtig – Hauptsache der Gewinn stimmt.
Und die einzigen Soforthilfen für die Gastronomie, über die gesprochen wird, sollen die Besitzer:innen unterstützen. Was aus den Angestellten wird, die in den meisten Fällen nicht mehr als den Mindestlohn verdienen, scheint egal zu sein. Läden die nicht einfach alle vor die Tür setzen wissen nicht was die Perspektive sein soll.
Wer 450 Euro im Monat macht, kann kein Geld zurück legen. Es gibt keine Rücklagen, auf die man zurück greifen kann, um sich die ersten Monate über Wasser zu halten. Natürlich ist es wichtig, kleine Kneipen, Restaurants und Cafés zu unterstützen und zu erhalten. Doch die Angestellten dieser Kneipen, Restaurants und Cafés müssen genau so, wenn nicht noch mehr mitgedacht werden. Während für große, Profit bringende Unternehmen innerhalb kürzester Ze
it Milliarden bereit stehen, beträgt das Kurzarbeiter*innengeld 60% des Nettogehalts. 60% von 450 Euro sollen also zum Überleben reichen. 270 Euro pro Monat. Das reicht nicht mal für die Miete. Aber zum Glück können wir Arbeitenden uns ja von Phrasen der „Solidarität“ und der „Gemeinsamen Krise“, wie sie von Olaf Scholz und Merkel gepredigt werden, ernähren. Wir werden in dieser Krise nicht gesehen. Für uns gibt es keine Solidarität, keine Hilfen, keine gemeinsame Unterstützung. Wir rutschen in die Arbeitslosigkeit, in die Existenzkrise und können uns nicht auf Hilfe des Staates verlassen.
Die Corona-Krise verdeutlicht die Widersprüche des kapitalistischen Systems. Wenn eine Krise auf ein profitorientiertes System trifft, zeigt sich deutlich, wessen Interessen vertreten werden. Wer gewinnt und wer verliert. Wer dem Staat wichtig ist und wer nicht. Die Krise wird auf dem Rücken der Arbeitenden ausgetragen. Dagegen wollen wir uns klar und deutlich stellen! Wer vor der Krise ausgebeutet wurde, wird dies weiterhin. Wer vorher ausgebeutet hat tut dies weiter hin. In den meisten Fällen verschärft sich die Situation sogar. Die Reichen verdienen weiterhin durch die Ausbeutung der Ärmeren. Wer vorher Gewinner:in des Kapitalismus war ist auch Gewinner:in der Krise. Die Krise verschärft die vorher herrschenden Beziehungen lediglich. Und deswegen trifft uns die Krise nicht gemeinsam. Wir sind nicht alle Betroffene.
Deswegen fordern wir eine uneingeschränkte Lohnfortzahlung für alle Minijobber:innen. Wir fordern die Unterstützung der Gastronomien und Selbstständigen, statt milliardenfache Unterstützung für Großunternehmen.
Wir fordern ernsthafte, aktive und gelebte Solidarität mit den Verlierer*innen der Krise.
Aber leider wissen wir, dass es das in diesem Kapitalismus nicht geben wird. Wir brauchen eine Gesellschaft, die im Interesse des arbeitenden Bevölkerung handelt und eine bedarfsgerechte, geplante Wirtschaft, die statt auf Profit auf die Bedürfnisse von uns allen achtet.
Wir wissen auch, dass sich nichts ändern wird wenn wir uns nicht organisieren und selber für unsere Forderungen kämpfen.
Deshalb: #Save450 #SaveGastro Solidarität mit den Beschäftigten in der Gastronomie – Heraus zum 1. Mai
Kundgebung 23.4. 12:30 Kalk-Post